Tage
Std
Min
Sek

Guido Reni

10. Auktion

Los 10 Auktion

Guido Reni

Nachverkaufspreis:  3.882

  • USD: 4.259 $
  • GBP: 3.354 £
USD: 4.259 $GBP: 3.354 £

Zusätzliche Informationen

lowestimate

highestimate


Bologna 1575 – 1642 Bologna, und Werkstatt zugeschrieben
Ecce Homo
Öl auf Leinwand
62 x 50 cm, mit Rahmen 81 x 68 cm

Der nackte Jesus ist hier in einem ovalen Bildausschnitt als Halbfigur dargestellt. Sein Haupt mit wallendem braunem Haar ist mit einer Dornenkrone bekrönt, die ihn als König der Juden auszeichnet. Sein Blick ist entrückt nach oben gerichtet, sein Mund in einem stummen Schmerzensschrei geöffnet, unterstrichen durch die Blutstropfen an seinem Hals und Oberkörper. Diese können auch mit Schweiß in Verbindung gebracht werden: Jesus betete am Berg Golgotha und nach dem Lukasevangelium, „geriet [er] in Todesangst und betete heftiger. Und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen“ (Lk 22,44).
Es handelt sich hierbei um das christliche Bildmotiv des Ecce homo, im Typus des Andachtsbildes, das dem des sogenannten Schmerzensmannes nahekommt. Der Begriff stammt aus dem Johannesevangelium der lateinischen Version der Bibel (Vulgata Joh 19,5), wobei dieser Ausruf „Siehe, der Mensch“ bedeutet. Die Darstellung ist mit Pontius Pilatus, dem römischen Statthalter, in Verbindung zu bringen, der den Gefangenen Jesus von Nazareth dem Volk präsentiert. Der leidende Jesus wird hier dem Betrachter unmittelbar vor Augen geführt, wodurch die persönliche Identifikation mit dem Passionsgeschehen stärker in den Vordergrund tritt.
Als zentraler Vertreter der Bologneser Schule, welche die Barockmalerei Italiens einläutete, malte Reni – auch „il divino“ (der Göttliche) genannt – im Stil des barocken Klassizismus. Ab 1614 hatte er eine – und später sogar zwei – Werkstätten mit mehr als 200 Schülern in Bologna und führte zahlreiche Auftragsarbeiten aus. Diese waren sowohl biblischer, mythologischer also auch allegorischer Natur.
Die Lichtwirkung des Hintergrunds ist mit dem gleichen Sujet von Reni in Zusammenhang zu bringen, das um 1636 datiert und sich im Louvre befindet (Inv.-Nr. 527, MR280). Jedoch trägt Jesus bei dem im Louvre befindlichen Gemälde einen Stab und blickt mit gedrehtem Kopf nach rechts oben, während Jesus bei diesem Bild gerade nach oben blickt. Daher ist es mit jenen Exemplaren im Palazzo Corsini und im Detroit Institute of Arts (Inv.-Nr. 89.23) aus den frühen 1630ern näher verwandt. Hier zeichnet sich der Stil durch eine lockere Malweise unter Verwendung heller Farben aus, typisch für Renis Oeuvre dieser Zeit.
Vergleichbar ist nicht nur das ovale Format und die Komposition, sondern auch Details wie der gerade nach oben gerichtete Blick, der weit geöffnete Mund oder die den Torso herablaufenden Blutstropfen. Besonders eindrucksvoll ist das Pathos im Ausdruck Jesu, dessen Augenbrauen leicht zusammengerückt dargestellt sind, während die Augäpfel beinahe aus den Augenhöhlen herauszutreten scheinen. Typisch für Renis Werke ist die auch hier vorliegende ruhig-harmonische, in sich geschlossene Komposition, die bereits einen Ausdruck des puren Klassizismus darstellt, ganz im Sinne von Renis idealistischem Stil. Der leidende, aber in seiner Schönheit unversehrte Christus ist isoliert, ohne narrativen Zusammenhang gezeigt, wobei dies ein beliebtes Sujet von Reni war. Bei dem hier gezeigten Werk sind die Haar- und Barttracht weicher modelliert und die Dornenkrone organisch-kranzartiger ausgeführt. Das Inkarnat ist in leuchtend-expressivem Kolorit in einer Lichtquelle von links oben gezeigt, was in der Literatur auch als „seconda maniera“ betitelt wird. Diese erleuchtet gleichzeitig das Gesicht von Jesus, wobei dies möglicherweise bereits der Ausdruck einer Kommunikation mit Gottvater ist, der Jesus zu sich holt und somit die Heilsbringung der Menschheit einläutet.
Derartige Wiederholungen wurden ab den 1630ern von Renis Schülern und Werkstattmitarbeitern angefertigt, um zusätzliche Einnahmen zu gewinnen und, nicht zuletzt, um die sich intensivierende Spielsucht Renis auszugleichen. Da dieses Sujet in zahlreichen Museen und am Kunstmarkt anzutreffen ist, kann angenommen werden, dass dieses Gemälde in der Werkstatt Renis in den 1630ern oder 1640ern angefertigt wurde und das Vermächtnis des Malers widerspiegelt.
Eine weitere qualitätvolle Wiederholung des Ecce homo-Sujets derselben Größe von Reni wurde beispielsweise im Jahr 2009 im Dorotheum in Wien für eine hohe fünfstellige Summe versteigert. Dies zeugt von der Beliebtheit des Sujets nicht nur zur damaligen Zeit, als die Darstellung bei Privatkunden besonders populär war und häufig in Auftrag gegeben wurde, sondern auch von der hohen Bedeutung des Künstlers bis in die Gegenwart.

Login

Tiberius Auctions kleines Logo

tiberius newsletter

Abonnieren Sie unseren Newsletter um über bevorstehende Auktionen informiert zu werden.

Login

Registrieren

  • Mindestlänge von 8 Zeichen.
  • Bietlimit

    Ohne gültige Kreditkarte ist Ihr Bietlimit auf € 5.000 beschränkt.

    Was wollen Sie verkaufen?

    Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google.

    Gebotsformular

    Mit diesem Kaufauftrag, beauftrage ich TIBERIUS AUCTIONS, bis zu den angegebenen Ankaufslimits auf meinen Namen und auf meine Rechnung mitzubieten oder mich für ein Telefonisches Gebot während der Auktion zu kontaktieren.