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Satyr

17. Tiberius Auktion

Los 1211 Auktion

Satyr

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Satyr
Terrakotta handgeformt
In der Art von Giambologna
Höhe 37 cm

Der flämisch-italienische Bildhauer Giambologna (eigentlich Jean de Boulogne, 1529–1608) zählt zu den bedeutendsten Künstlern des europäischen Manierismus. Nach seiner Ausbildung in Flandern ließ er sich in Florenz nieder, wo er im Umfeld der Medici zu einem der gefragtesten Bildhauer seiner Zeit avancierte. Giambologna prägte die Bildhauerei des späten 16. Jahrhunderts durch seine elegante Formensprache, die komplexe Bewegung und raffinierte Drehung der Figuren sowie das idealisierte, aber dennoch dynamische Körperverständnis. Seine kleinen Bozzetti aus Terrakotta dienten als Studien für größere Marmorskulpturen oder Bronzewerke – sie sind unmittelbare Zeugnisse seines schöpferischen Prozesses und zeigen die Vitalität der künstlerischen Idee in ihrer reinsten Form.

Der dargestellte Satyr entstammt der antiken Mythologie: halb Mensch, halb Ziege, verkörpert er das Dionysische, Triebhafte und Naturnahe. Satyrn gelten als Begleiter des Weingottes Dionysos (röm. Bacchus) und sind Sinnbilder ungezügelter Lebenslust, aber auch der Ausgelassenheit und Verführung. Zugleich erscheinen sie in der Kunst häufig als Gegenbilder zu göttlicher Ordnung und Schönheit – etwa in der mythischen Erzählung des Marsyas, der die Göttin Athena oder den Gott Apoll herausfordert und dafür grausam bestraft wird.

Die hier gezeigte Figur zeigt den Satyr knieend und nach oben blickend, den Körper in einer spannungsvollen Drehung, die Bewegung und Emotion eindrucksvoll vereint. Ein Arm – wohl ehemals über den Kopf erhoben – scheint in einer Abwehrgeste dargestellt gewesen zu sein, während der geöffnete Mund und der intensive Blick nach oben Schreck und Verzweiflung ausdrücken könnten. Möglicherweise handelt es sich um eine Szene des Kampfes oder der Niederlage, etwa um die mythische Episode des Marsyas, kurz nachdem er von Athena oder Apoll überwunden wurde. Alternativ könnte die Figur einen Moment der göttlichen Bestrafung oder des Entsetzens über die eigene Hybris darstellen.

Einen Vergleich bietet das Bozzetto des Flussgottes Nil, das vermutlich als Vorlage für jene Skulptur für Francesco de’ Medici’s Villa bei Pratolino diente (Victoria and Albert Museum, Inv.-Nr. 250-1876). In ähnlicher Manier sind Teile der Extremitäten nur angedeutet und nicht ausgeführt; die Oberfläche expressiv und nicht an allen Stellen vollständig ausgearbeitet. Ein weiteres Beispiel aus demselben Museum ist das Über Pisa triumphierende Florenz (Inv.-Nr. A.24-1979), in dem eine kraftvolle, aber zugleich anmutige weibliche Figur über der zusammengesunkenen Gestalt des alten Pisa thront. Der Bildhauer konzentriert sich hier auf die Behandlung des weiblichen Körpers, während die Arme offenbar entfernt wurden, um den Torso detaillierter ausarbeiten zu können – dessen Oberfläche vermutlich mit einem weichen, feuchten Tuch geglättet wurde. Diese genauere Behandlung des Torso ist auch bei dem hier vorgestellten Satyr der Fall. Trotz der unvollständigen Ausformung wirkt die Figur als eigenständiges Kunstobjekt von intensiver Ausdruckskraft.

Die Modellierung ist äußerst fein und charakteristisch für ein handgeformtes Bozzetto, also ein plastisches Modell im kleinen Maßstab, das zur Vorbereitung monumentaler Bildwerke diente. Diese Bozzetti waren zugleich Arbeitsmittel und künstlerischer Ausdruck – sie ermöglichten es dem Bildhauer, Körperhaltungen, Lichtwirkungen und Pathos im Material zu erproben. Besonders im Werk Giambolognas und seiner Nachfolger wurden Terrakotta-Modelle zu eigenständigen Kunstwerken, geschätzt für ihre Spontaneität und Lebendigkeit.

Deutlich sichtbar sind die Fingerabdrücke des Künstlers und die sorgfältige Bearbeitung der Hautpartien, die an Muskeln und Gelenken plastisch hervortreten. Die behaarten Beine sind nur schemenhaft angedeutet, während das Gesicht mit Kinnbart, vollen Haaren und kleinen Hörnern die Zugehörigkeit zur mythologischen Figur des Satyrs eindeutig macht. Der Ausdruck von großem Pathos und die expressive Körperhaltung verleihen der Figur eine intensive emotionale Präsenz, die typisch für die manieristische Kunstauffassung des späten 16. Jahrhunderts ist – eine Kunst, die Bewegung, Gefühl und Dramatik betont und so die menschliche Erfahrung zwischen Ekstase und Tragik verdichtet.

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