Raffael
16. Tiberius Auktion
Startpreis:
€ 4.000
Schätzpreis: € 6.000 / 12.000
von | bis | Gebotserhöhung |
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40.000 € | ∞ | 5.000 € |
Raffael
Urbino 1483 – 1520 Rom
Umkreis
Erste Hälfte 16. Jahrhundert
Maria mit Jesus und dem Johannisknaben
Öl auf Holzpaneel
50 x 37,5 cm, mit Rahmen 69 x 54 cm
Knick in der Mitte der Tafel, zu restaurieren
Dieses fein ausgearbeitete Werk aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist stilistisch dem Umkreis Raffaels zuzuordnen und spiegelt die charakteristische Ästhetik der Hochrenaissance wider. Die Darstellung zeigt Maria in rotem Kleid und blauem Umhang, sitzend in einer idyllischen Landschaft, begleitet vom Jesusknaben zu ihrer linken und dem jungen Johannes dem Täufer zu ihrer rechten. Diese Art von Komposition, die eine ausgewogene Harmonie zwischen den Figuren und ihrer Umgebung schafft, war ein bevorzugtes Motiv in Raffaels Schule und beeinflusste zahlreiche Künstler dieser Zeit.
Stilistische Merkmale und Bedeutung
Die Komposition folgt einer klaren Dreiecksstruktur, die Stabilität und Ruhe ausstrahlt. Die Madonna ist sanft zur Seite geneigt, ihr Blick zeugt von mütterlicher Zärtlichkeit, während das Jesuskind und Johannes miteinander in stiller Verbindung stehen. Jesus berührt zärtlich die linke Hand seiner Mutter, doch sein Blick ist, als einziger der Dargestellten, dem Betrachter zugewandt. Die Modellierung der Gesichter erfolgt in weichen, idealisierten Zügen mit feiner Licht-Schatten-Modulation, eine Technik, die Raffaels Einfluss auf seine Schüler verdeutlicht.
Die Landschaft im Hintergrund ist detailreich gestaltet, mit Bäumen, Bergen und einem ruhigen Gewässer, das Tiefe und Perspektive in das Gemälde bringt. Der Himmel changiert von einem warmen Hellorange am Horizont zu einem zunehmend tiefen Blau, was eine atmosphärische Weite und einen sanften Übergang zwischen Mittel- und Hintergrund erzeugt.
Besonders hervorzuheben ist die feine Linienführung, die sich sowohl in den Gesichtern als auch in der detaillierten Gestaltung der Gewänder zeigt. Die Figuren sind in geschwungenen, fließenden Bewegungen angeordnet, die eine ruhige und harmonische Gesamtwirkung erzielen – typisch für die Raffael-Schule.
Technische Untersuchungen und Malprozess
Wissenschaftliche Analysen, darunter Infrarot-Reflektographie, UV-Fluoreszenz und Röntgenaufnahmen, liefern interessante Einblicke in den Entstehungsprozess des Gemäldes: Feine Vorzeichnungen wurden in mehreren Bereichen entdeckt, insbesondere im Gesicht der Madonna und in den Gewandfalten, die mit wiederholten Linien ausgeführt wurden.
Korrekturen während des Malprozesses sind in den leichten Veränderungen an der Haltung des Johannesknaben, des Jesuskindes sowie an der Draperie von Marias Gewand ersichtlich und lassen auf eine durchdachte Komposition schließen. Außerdem wurden Hintergrundanpassungen durchgeführt: Ursprünglich zeigte der linke Bildbereich zwei kleine Häuser mit geneigten Dächern, die später übermalt und in Bäume und Berge umgestaltet wurden. Ein weiteres interessantes Detail zeigt sich im Bereich des Madonnengesichts: Infrarotbilder deuten darauf hin, dass eine horizontale Linie am Hals der Madonna, nicht mit bloßem Auge sichtbar, auf eine ursprünglich höhere Kragenlinie hinweisen könnte, die später verändert wurde.
Durch die Pigmentanalyse ist ersichtlich, dass die verwendeten Farben von hoher Qualität zeugen: Bleiweiß für die Inkarnate, Vermillion und Ocker für das rote Gewand der Madonna und Ultramarin für den blauen Mantel, möglicherweise gemischt mit Preußisch-Blau.
Symbolik und ikonografische Einordnung
Das Motiv der Madonna mit dem Jesuskind und mit Johannes dem Täufer gehört zu den häufigsten Themen der Renaissance-Malerei. Maria als Mittlerin zwischen Himmel und Erde ist durch ihre zentrale Darstellung besonders präsent, während das Jesuskind und Johannes durch den Blick des Johannes und die Zugewandtheit der Kinder aufeinander bezogen sind. Johannes, der spätere Täufer, wird oft als Vorbote Christi dargestellt – seine Anwesenheit in der Kindheitsdarstellung Christi verweist bereits auf sein zukünftiges Schicksal als Prediger und Wegbereiter des Messias.
Die Dreiecksstruktur der Komposition verweist auf die göttliche Trinität und unterstreicht die Harmonie und Geschlossenheit der Bildanordnung. Der blaue Mantel der Madonna, verziert mit feinen Faltenwürfen, symbolisiert ihre Reinheit und ihre Verbindung zum Himmel, während das rot leuchtende Kleid auf ihre Menschlichkeit und ihre Rolle als Mutter hinweist oder auch bereits ein Hinweis auf die Passion Christi sein könnte.
Die weite, pastorale Landschaft mit Veduten im rechten Hintergrund schafft eine kontemplative, fast paradiesische Atmosphäre. Das Wasser, das sich durch das Bild schlängelt, könnte als Symbol für die Taufe Christi im Jordan gedeutet werden. Die Landschaft mit der pyramidalen Figurenanordnung im unmittelbaren Vordergrund ist mit Raffaels „La belle jardinière“ um 1507/08 verwandt. Während die kompositorische Idee in dem hier vorgestellten Gemälde in ähnlicher Weise umgesetzt ist, besticht diese Darstellung jedoch durch die intimere Zuwendung Marias zu ihrem Sohn sowie der Einbeziehung des Betrachters durch den kecken Seitenblick Jesu.
Fazit
Dieses Gemälde ist ein hervorragendes Beispiel für die Kunst des Raffael-Umkreises, das die Ästhetik der Hochrenaissance in idealisierter Schönheit, feiner Modellierung und harmonischer Komposition verkörpert. Die wissenschaftlichen Analysen belegen eine sorgfältige Arbeitsweise mit feinen Unterzeichnungen, durchdachten Korrekturen und einer exquisiten Farbpalette. Mit seiner ruhigen Erhabenheit und der meisterhaften Ausführung steht dieses Werk in der Tradition hochbedeutender Heiligenbilder des frühen 16. Jahrhunderts.
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