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Madonna

17. Tiberius Auktion

Los 1192 Auktion

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Madonna
Raum Köln
Um 1300
Lindenholz geschnitzt
Höhe 84 cm

Diese Madonna, die um 1300 im Kölner Raum geschnitzt wurde, ist ein bemerkenswertes Zeugnis gotischer Bildhauerkunst und Handwerkskunst. Die Skulptur besteht aus fünf einzelnen Teilen, die mit Dübeln zusammengefügt wurden, und bietet einen faszinierenden Einblick in den Arbeitsprozess eines gotischen Bildhauers. Durch den Verzicht auf Polychromie betont das sichtbare Holz die filigrane Schnitzerei und die gotische Eleganz dieses Andachtsstücks.

Maria und Kind im Fokus
Die Madonna ist stehend, mit dem Jesuskind im Arm, dargestellt. Sie trägt ein bodenlanges, fließendes Kleid unter einem voluminösen Umhang, der an der Brust mit einer Brosche befestigt ist. Ihre hohe Krone, verziert mit aufwendigen gotischen Schnitzereien, symbolisiert ihren Status als Königin des Himmels. Das bekleidete Jesuskind sitzt auf ihrem linken Arm und ist Maria zugewandt. Sein rechter Arm ist erhoben, die Handfläche nach oben gerichtet, als würde es sich mit ihr unterhalten. In seiner anderen Hand hält er eine Schriftrolle, eine Anspielung auf die Heilige Schrift und die göttliche Weisheit.
Marias Pose verstärkt diese Interaktion; ihre rechte Hand ist leicht angehoben, was darauf hindeutet, dass sie nach ihrem Sohn greift. Die innige Beziehung zwischen Mutter und Kind wird durch ihre körperliche Nähe und die Dynamik des Gesprächs wunderbar vermittelt und unterstreicht die zärtliche und liebevolle Bindung zwischen ihnen. Die lebhafte Geste des Christuskindes und Marias sanftes Auftreten schaffen einen Dialog von tiefer spiritueller Bedeutung.
Marias Gesicht verkörpert das gotische Schönheitsideal. Ihre hohe Stirn, mandelförmigen Augen mit ausgeprägten Lidern und die kleine, gerade Nase werden durch einen leicht lächelnden Mund abgerundet. Unter ihrem Schleier umrahmen fein ausgearbeitete, dicke Locken ihr Gesicht und spiegeln sich in den kurzen, wilden Locken des Jesuskindes wider. Dies erzeugt eine visuelle Harmonie zwischen den beiden Figuren.

Stilistische Merkmale der Madonna
Die Skulptur ist ein herausragendes Beispiel gotischer Handwerkskunst kurz nach 1300, die sich durch eine detaillierte Gestaltung der Haare und meisterhafte Drapierung auszeichnet. Das lockige Haar von Maria und dem Jesuskind ist akribisch geschnitzt und verleiht den Figuren eine fast greifbare Qualität. Marias Schleier weist teigige Falten auf, die weich und doch voluminös fließen. Das eng anliegende Mieder ihres Kleides steht im Kontrast zu den dynamischen Falten des Umhangs, der diagonal, von abgerundeten Schüsselfalten in eine eckigere Längsfalte übergehend, heraubfließt. Diese Falten werden zum Saum hin eng anliegender und erlangen wieder eine teigige Qualität dort, wo sich der Mantel um die Füße Marias bauscht. Hier blitzen auch ihre spitzen Schuhe hervor.
Die geschickte Behandlung der Draperie durch den Bildhauermeister unterstreicht nicht nur die Anmut der Figur, sondern fängt auch die stilistischen Vorlieben der Epoche ein. Die abwechselnde Spannung und Weichheit im Faltenwurf des Stoffes tragen zur Lebendigkeit der Madonna bei und verankern das sakrale Thema dieses Gnadenbildes in einer greifbaren, menschlichen Form.

Vergleiche
Eine verwandte Skulptur ist die sogenannte Madonna aus Altenberg von ca. 1334 aus dem Bayerischen Nationalmuseum in München (L 81/57). Besonders der lächelnde Ausdruck Marias, die Kommunikation zwischen Mutter und Kind und die Faltengebung sind ähnlich. Hervorzuheben ist hierbei vor allem die beinahe flach am Boden aufliegende Borte, die aus einer diagonalen Längsfalte ausgehend vom Schoß der Mutter entsteht. Jedoch zeigen sich anderen Auffassungen in der detaillierten Ausarbeitung der Haare sowie im Grad des intimen Austausches zwischen Mutter und Kind. Bei der Altenberger Madonna ist das Jesus nur leicht zur Mutter gedreht, die rechte Hand nur vage in ihre Richtung ausgestreckt.
Eine intimere Zuwendung ist bei der sehr vergleichbaren „Mailänder Madonna“ erkennbar, welche von einem der Meister aus der Dombauhütte des Kölner Doms zwischen 1300 und 1322 geschaffen wurde. Wurde die Altenberger Madonna noch als thronende Muttergottes inszeniert, so handelt es sich hier um ein höfisches Bild Marias, das als wundertätiges Gnadenbild einen wichtigen Platz im Kölner Dom einnimmt. Nach Robert Suckale kann sie durch ihren französisch anmutenden, manieristischen Stil als „Referenz“ gotischer Skulpturen gelten. In sehr ähnlicher majestätischer Haltung ist Maria mit dem Kind auf dem linken Arm dargestellt, welches sich ihr mit dem Sprechgestus zuwendet. Obwohl die Falten hier kleinteiliger und reicher sind, so entspricht diese Draperie jener der hier vorgestellten Figur in der übergeordneten Konzeption einer Abfolge von Schüsselfalten, einem Übergang in Diagonalfalten und einer Mündung in flach aufliegenden Borten. Besonders vergleichbar sind die lächelnden Gesichter und der zärtliche Blickaustausch zwischen Mutter und Kind. Jedoch ist bei der hier gezeigten Madonnendarstellung Jesus seiner Mutter vollkommen zugewandt, gar vom Betrachter abgewandt, in einer aktiven, aufgeregt wirkenden Haltung, im eindringlichen Dialog mit Maria.

Betonung der Intimität
Diese Skulptur zeichnet sich durch die Darstellung der innigen Verbindung zwischen Maria und dem Jesuskind aus. Die dynamische Interaktion zwischen den Figuren ist eine deutliche Abkehr von den eher statischen, hierarchischen Darstellungen der Jungfrau und des Kindes in früheren Epochen. Ihre direkte Interaktion – gekennzeichnet durch lebhafte Gesten, eine bewegte Körperhaltung und einen eindringlichen Gesichtsausdruck – vermittelt ein Gefühl von Wärme und persönlicher Verbundenheit. Diese emotionale Tiefe macht das Werk nicht nur zu einem Kunstwerk von erlesener Qualität, sondern auch zu einem tiefgründigen Objekt der Hingabe, das die Betrachter dazu einlädt, über den menschlichen Aspekt der göttlichen Beziehung in diesem Gnadenbild zu reflektieren.

Literatur
Ausst.-Kat. Museum Schnütgen, 04.11.2011-26.02.2012: Glanz und Größe des Mittelalters. Kölner Meisterwerke aus den großen Sammlungen der Welt, München 2011.
Ulrike Bergmann, Die Chorpfeilerfiguren des Kölner Doms. Neue Indizien in einem alten Fall der Kunstgeschichte, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 75 (2014), S. 7-36.
Renate Eikelmann (Hrsg.), Bayerisches Nationalmuseum. Handbuch der kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen, München 2008.
Ulrich Söding, Schöne Madonnen. Standbilder und Sitzfiguren, München 2008.
Robert Suckale, Kunst in Deutschland. Von Karl dem Großen bis Heute, Köln 1998.

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