Luis Paret y Alcázar
17. Tiberius Auktion
Startpreis:
€ 3.000
Schätzpreis: € 4.000 / 8.000
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| 40.000 € | ∞ | 5.000 € |
Luis Paret y Alcázar
Madrid 1746 – 1799 Madrid, zugeschrieben
Damenportrait
Öl auf Leinwand, doubliert
81 x 65 cm, mit Rahmen 97,5 x 80 cm
Luis Paret y Alcázar (1746–1799) zählt zu den bedeutendsten spanischen Künstlern des 18. Jahrhunderts und gilt als einer der führenden Vertreter des Rokoko auf der Iberischen Halbinsel. Er wurde an der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando in Madrid ausgebildet und stand früh in engem Kontakt mit dem spanischen Hof, wo er als Dekorationsmaler und Porträtist tätig war. Paret, stark beeinflusst von der französischen und italienischen Malerei, verband die Anmut und Leichtigkeit des Rokoko mit einer bemerkenswerten Beobachtungsgabe und psychologischen Tiefe. Seine Porträts zeichnen sich durch eine feine, atmosphärische Lichtführung, subtile Farbigkeit und elegante Kompositionen aus. Trotz seines zeitweiligen Exils, bedingt durch politische Intrigen, entwickelte er ein unverwechselbares Œuvre, das zwischen höfischer Eleganz und bürgerlicher Intimität vermittelt.
Das hier vorgestellte Porträt einer jungen Dame, das Luis Paret y Alcázar zugeschrieben wird, vereint diese Eigenschaften in exemplarischer Weise. Die Dargestellte trägt ein kostbares, weißes Kleid, dessen feiner Stoff in zahlreichen, kunstvoll gesetzten Fältchen fällt und tüllartig um den Körper geschlungen ist. Der Stoff wirkt beinahe schwerelos, lichtdurchflutet und zugleich haptisch greifbar – ein Eindruck, der durch die zahlreichen Weißhöhungenentlang der Konturen und Falten betont wird. Am Hals schließt sich das Kleid zu einer kleinen, zarten Krause, während es über der Brust von einem schmalen Gürtel mit zwei münzartigen Enden gehalten wird – ein Detail, das typisch für die Mode der späten 1770er- bis frühen 1780er-Jahre ist. Das Kolorit ist von außergewöhnlicher Qualität: sanfte, perlmuttschimmernde Weiß- und Rosatöne verbinden sich mit der warmen, goldbraunen Haarfarbe und dem zarten Inkarnat zu einer harmonischen Gesamtwirkung. Die Stofflichkeit des Gewandes ist mit großer Virtuosität betont – jede Falte, jede Lichtreflexion zeugt vom malerischen Können und der ästhetischen Sensibilität des Künstlers.
Das dunkelbraune Haar der jungen Frau ist hochgesteckt und am Oberkopf von einem schmalen Kamm gehalten, der mit einer feinen Perlenreihe geschmückt ist. Über die Stirn fallen kurze, gelockte Strähnen, die dem Porträt einen lebendigen, beinahe modernen Ausdruck verleihen. Ihr Gesicht zeigt eine hohe Stirn, große braune Augen mit fein betonten Lidern, eine markante Nase und einen leicht lächelnden Mund. Die rosigen Wangen unterstreichen ihre Jugendlichkeit und Frische. Paret gelingt es, die physiognomischen Züge der Dargestellten mit psychologischer Tiefe zu verbinden – sie wirkt zugleich anmutig und nachdenklich, präsent und entrückt.
In ihrer rechten Hand hält die junge Dame eine Blumengirlande, die sich in sanft geschwungenen Linien nach unten bewegt und in der linken Hand wieder aufgenommen wird. Darunter befindet sich ein Bastkorb, aus dem sie die Blumen offenbar gerade entnommen hat. Die Rosen in der Girlande – in Weiß-, Rosa- und Violetttönen – sind ein zentrales Symbol: Sie stehen in der Kunsttradition für Liebe, Schönheit und Vergänglichkeit, können im Kontext eines weiblichen Porträts jedoch ebenso auf Reinheit, Tugend und Anmut verweisen. Diese subtile Mehrdeutigkeit verleiht der Szene eine poetische Tiefenschicht, die typisch für Parets symbolisch aufgeladene Porträts ist.
Im Hintergrund öffnet sich eine ruhige, von Pflanzen gerahmte Landschaft unter einem Himmel, der von hellem Blau in gedämpftes Grau übergeht. Rechts im Bild erscheint eine Statue der Göttin Athena, der schützenden Stadtgöttin Athens, ausgestattet mit Helm, Lanze, Schild und der Ägis auf der Brust. Sie blickt unbewegt nach vorn, während sie mit der linken Hand auf ihr Schild gestützt ist und die Lanze in der rechten hält. Besonders bemerkenswert ist die Geste, die sie mit der Porträtierten verbindet: Der ausgestreckte Zeigefinger der Göttin auf dem Schild und der erhobene Ringfinger der jungen Frau scheinen einander fast zu berühren – eine subtile, fast geheimnisvolle Komposition, die an Michelangelos „Erschaffung Adams“ erinnert.
Diese Geste kann als symbolischer Hinweis auf die Verbindung zwischen menschlicher Schönheit und göttlicher Weisheit gelesen werden. Vielleicht verweist sie darauf, dass die dargestellte junge Frau – geschützt oder inspiriert von Athena – als Verkörperung von Klugheit, Tugend und Besonnenheit verstanden werden soll. Gleichzeitig bleibt der Blick der Porträtierten jedoch von der Statue abgewandt, was eine gehaltvolle Spannung erzeugt.
Ein vergleichbares Werk aus Privatbesitz von Luis Paret y Alcázar zeigt eine Dame mit Kind in ähnlicher Gewandung und mit vergleichbarer Haarpracht. Anstelle der Rosengirlande ist eine einzelne, sich öffnende Rose über dem Gesicht eines in einer prächtigen Wiege liegenden Kindes gezeigt – ein Symbol für Liebe, Reinheit und Vergänglichkeit. Die linke Hand der Frau ist dem Kind entgegengestreckt, während die rechte an die Brust geführt ist – möglicherweise ein Hinweis auf die Maria lactans-Ikonographie und damit auf mütterliche Fürsorge. In der linken Bildhälfte erscheint ein Vogel, umgeben von rosafarbenem Licht, der nach oben in einen Lichtstrahl blickt – wohl als Phönix, Sinnbild der Wiedergeburt, oder als Heiliger Geist zu deuten. Dieses verwandte Gemälde unterstreicht Parets Vorliebe für die Verbindung von sinnlicher Eleganz und allegorischer Tiefe.
Paret y Alcázars Porträts sind nicht bloß Abbilder, sondern komplexe visuelle Erzählungen, in denen Licht, Farbe, Symbol und Gestik in vollendeter Harmonie zusammentreten. In diesem Gemälde verbindet sich die technische Perfektion – sichtbar in der präzisen Stoffdarstellung, den fein gesetzten Lichtreflexen und der exquisiten Farbigkeit – mit einer stillen, allegorischen Tiefe. Es ist ein Porträt von hoher Eleganz und psychologischer Virtuosität – ein Werk, das die Ideale des Rokoko und der spanischen Aufklärung in einer Figur vereint.
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