Johann Kalmsteiner
17. Tiberius Auktion
Startpreis:
€ 8.000
Schätzpreis: € 15.000 / 30.000
| von | bis | Gebotserhöhung |
|---|---|---|
| 0 € | 99 € | 5 € |
| 100 € | 199 € | 10 € |
| 200 € | 399 € | 20 € |
| 400 € | 999 € | 50 € |
| 1.000 € | 1.999 € | 100 € |
| 2.000 € | 3.999 € | 200 € |
| 4.000 € | 9.999 € | 500 € |
| 10.000 € | 19.999 € | 1.000 € |
| 20.000 € | 39.999 € | 2.000 € |
| 40.000 € | ∞ | 5.000 € |
Johann Kalmsteiner
Sarnthein 1845 – 1897 Wien
Marmorfigur einer Kore
Weißer Marmor
Höhe mit Sockel 200 cm
Am Sockel signiert und datiert Wien 1894
Johann Kalmsteiner war ein österreichischer Bildhauer der Wiener Ringstraßenzeit, dessen Werk zwischen akademischem Klassizismus und dem Historismus des späten 19. Jahrhunderts steht. Nach seiner Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste in Wien arbeitete er zunächst im Umfeld bedeutender Meister wie Carl Kundmann und Edmund von Hellmer, bevor er eine eigene künstlerische Handschrift entwickelte. Kalmsteiner bevorzugte Marmor und Alabaster als Materialien und widmete sich insbesondere idealisierten Frauenfiguren, Allegorien und mythologischen Gestalten. Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine außerordentliche technische Präzision, einen sicheren Sinn für Proportion und eine fein austarierte Balance zwischen idealisierender Strenge und sinnlicher Lebendigkeit aus.
Seit der Antike verkörpert die Kore – die Darstellung einer jungen, bekleideten Frau – das Ideal weiblicher Anmut, Reinheit und kultischer Würde. In der griechischen Kunst des 6. Jahrhunderts v. Chr. diente sie als Weihegabe oder Grabfigur, häufig als Darstellung von Göttinnen, Priesterinnen oder vornehmen Jungfrauen. Ihre Haltung, der symmetrische Aufbau und das charakteristische, geheimnisvolle Lächeln verliehen der Kore eine zeitlose Ausstrahlung, die in der europäischen Kunst des 19. Jahrhunderts im Zuge der Wiederentdeckung der Antike neue Popularität erlangte. Künstler wie Kalmsteiner griffen diese Form auf, um das klassische Schönheitsideal mit zeitgenössischen ästhetischen Empfindungen zu verbinden.
Die hier vorgestellte Marmorfigur einer Kore, am Sockel signiert und datiert Wien 1894, steht exemplarisch für diese Synthese von Antike und Moderne. In der späten Ringstraßenepoche war Wien von einer Vorliebe für antikisierende Themen und eine technisch-virtuose Ausführung geprägt. Kalmsteiners Arbeit fügt sich in diesen Kontext ein, zeigt jedoch zugleich subtile Züge der Individualisierung und eine fast malerische Behandlung der Oberfläche, wie sie für das Fin de Siècle charakteristisch ist.
Die Figur zeigt ein junges, aufrechtstehendes Mädchen in einem reich gefältelten Peplos, dem typischen antiken Gewand. Der Stoff ist an den Armen und der Hüfte kunstvoll aufgebauscht, fällt aber an anderen Stellen in weichen, enganliegenden Falten herab – ein Effekt des sogenannten „nassen Stils“, durch den die Körperformen der Kore sanft sichtbar werden. Unter dem langen Gewand blitzen ihre mit Sandalen bekleideten Füße hervor; das rechte, leicht vorgestellte Spielbein drückt sich plastisch unter dem Stoff ab und verleiht der Figur Dynamik. Über der rechten Armbeuge ist das Obergewand geschlungen und bildet eine virtuose, tief modellierte Falte, während die linke Hand leicht zur Seite weist – vielleicht als Hinweis auf eine einst paarweise oder rahmende Aufstellung, etwa neben einem Eingang, sodass sie den Eintretenden den Weg wies. Unter ihrem linken Arm fällt der Stoff in reichen, tiefen Falten bis zum Knie herab.
Bemerkenswert ist Kalmsteiners behutsame Aktualisierung des antiken Typus: Über dem Peplos scheint die junge Frau ein enganliegendes Mieder oder Korsett zu tragen – ein modisches Element der 1890er Jahre, das die Figur zugleich klassisch und zeitgenössisch erscheinen lässt. Um ihr Haupt legt sich ein geflochtenes Band, unter dem sich lange, sorgfältig gearbeitete Locken lösen. Ihr Gesicht ist idealisiert, mit einem sanften Lächeln und einem leicht nach rechts gerichteten Blick, der der Komposition eine subtile Asymmetrie und Lebendigkeit verleiht.
Im Œuvre Johann Kalmsteiners nimmt diese Kore eine wichtige Stellung ein: Sie zeigt seine Meisterschaft im Umgang mit Marmor und seine Fähigkeit, antike Formensprache in die Sprache seiner eigenen Zeit zu übersetzen. Anders als seine allegorischen oder religiösen Figuren ist diese Arbeit weniger erzählerisch als vielmehr eine Hommage an die reine Form, an das Ideal der Schönheit selbst. In ihr verdichten sich akademische Perfektion, technische Virtuosität und jene leise, verfeinerte Melancholie, die viele Werke der Wiener Kunst um 1900 kennzeichnet.
Login
Abonnieren Sie unseren Newsletter um über bevorstehende Auktionen informiert zu werden.
Login
Registrieren
Gebotsformular
Mit diesem Kaufauftrag, beauftrage ich TIBERIUS AUCTIONS, bis zu den angegebenen Ankaufslimits auf meinen Namen und auf meine Rechnung mitzubieten oder mich für ein Telefonisches Gebot während der Auktion zu kontaktieren.