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Jan Borman der Jüngere

16. Tiberius Auktion

Jan Borman der Jüngere

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Jan Borman der Jüngere
Brüssel, 1479 – 1520
Umkreis
Grablege Christi
Eichenholz geschnitzt, polychrom gefasst & vergoldet
29 x 27 x 8,5 cm

Diese Figurengruppe stellt die Grablege Christi dar, wobei sich acht Personen um den Leichnam Christi scharen, der in einem tiefen Sarkophag liegt. Einer der Männer hält den Kopf Christi, mit langem Bart und Halbglatze. Links von ihm kniet ebenfalls ein Mann, mit vollem Haupt- und Barthaar, und dahinter zwei weitere Männer mittleren Alters. Hinter ihnen stehen zwei jüngere, bartlose Männer, wobei einer davon mit einem Hut und der andere mit langen Locken gezeigt ist. Bei letzterem handelt es sich vermutlich um den Lieblingsjünger Johannes. Er stützt die trauernde Frauenfigur zu seiner Linken, die ihre langen Haare offen unter ihrem Schleier trägt. Dies ist wohl Maria Magdalena, die die Arme im Gebet vor der Brust verschränkt hat und zu Christus hinunterblickt. Ihr linkes Handgelenk wird von der zweiten Frauenfigur ganz rechts umklammert. Hier handelt es sich um Maria, die als trauernde Mutter durch ihr weißes Schleiertuch unter dem Mantel in der Komposition hervorgehoben wird. Sie blickt verzweifelt gen Himmel und nicht hinunter zum Sohn. Dieser trägt noch die Dornenkrone, die ihn als König der Juden auszeichnet. Sein gelocktes Haar fällt über die Schultern und sein Gesicht ist ebenso gen Himmel gerichtet, der Kopf schlaff nach hinten überstreckt. Er ist in ein goldenes Tuch eingewickelt, gekleidet wie auch die anderen Figuren dieser Gruppe. Die dunklen Borten des Mannes links vorne könnten darauf hinweisen, dass diese ursprünglich versilbert waren und nun oxidiert sind.

In der Bibel ist von zwei Männern die Rede, die Jesus bestatten, nämlich von Josef von Arimathäa und Nikodemus. Josef von Arimathäa nahm der Überlieferung nach Jesus vom Kreuz ab und bestattete ihn in einem Felsengrab (Mt 27,57-61; Mk 15,42-47; Lk 52-56). Jedoch vergrößerte sich die Anzahl der Begleitfiguren ab dem 15. Jahrhundert bis zu sechs oder sogar acht Personen. Gleichzeitig wurde der Bildtypus der Grablege mit jenem der Beweinung Christi fusioniert. Dies führte zu einer unmittelbaren Anteilnahme seitens der Betrachter und dessen hervorgehobener Funktion als Andachtsbild, besonders in einer Zeit der Pestepidemien. Die Grablege wurde zu einem äußerst populären Thema, in dem schmerzvolle Erfahrungen mit dem Leiden Christi identifizierbar wurden. Kompositorisch verwandt ist ein flämisches Altarbild des 15. Jahrhundert (Smithsonian American Art Museum, Washington D.C., Inv.-Nr. 1956.11.62). Aus Antwerpen hat sich ein Grablege-Relief des frühen 16. Jahrhunderts erhalten (MET, New York, Inv.-Nr. 16.32.221), welches zahlreiche Parallelen aufweist. Jedoch wirkt das hier vorgestellte Exemplar detailorientierter sowie harmonischer in der Auffassung der Figuren und deren Kommunikation miteinander.

Ein interessanter Blickfang ist die gotische Pilgertasche, die am Gürtel vom Gewand des Josef von Arimathäa, ganz rechts, befestigt ist. Das Fußende des Sarkophags nimmt wohl Nikodemus ein, der häufig mit einer turbanartigen Kopfbedeckung gezeigt ist (vgl. Museum of Fine Arts Ghent, Inv.-Nr. 1952-AN). Die weiteren, nicht klar identifizierbaren Figuren könnten Juden darstellen, da auch überliefert ist, dass Jesus von einer Gruppe von Juden bestattet wurde (Apostelgeschichte 13,28-29). Derartige kleinteilige, mehrfigurige Reliefs waren sehr beliebt in der Zeit um 1500 und sind charakteristisch für die Schnitzkunst von Brabant, Brüssel oder Antwerpen. Die kompositorische Staffelung nach oben ebenso wie die feinen Details wie die Pilgertasche und die sorgfältig geschnitzten, volutenförmigen Locken sind ebenso typisch und deuten auf den Umkreis von Jan Borman den Jüngeren hin (vgl. Heiliger Petrus, um 1480-1500, ehemalige Stiftskirche St. Peter und Guido in Anderlecht). Werke dieses flämischen Bildschnitzers der Spätgotik waren weit verbreitet. Er war ein Meister vielfiguriger, belebter Szenen, wobei seine Kunst einen großen Wirkungsraum hatte, wie in dieser Figurengruppe deutlich wird. Die individuellen Gesten der in tiefer Trauer befindlichen Personen verleihen der Grablege-Gruppe einen Aspekt von Lebendigkeit in ihrer vertikalen Ausrichtung, als Gegenpol zur starren Horizontale durch den Sarkophag und Körper Christi.

Literatur:
Marjan Debaene (Hrsg.), Borman. A Family of Northern Renaissance Sculptors, London/Turnhout 2019.
Kim W. Woods, Art & Visual Culture 1100-1600: Medieval to Renaissance, London 2012.

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