Adriaen van Wesel
14. Tiberius Auktion
Startpreis € 600
von | bis | Gebotserhöhung |
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Utrecht um 1415 – um 1490/99 Utrecht, Nachfolge
Paar Engel bei der Andacht
Im Stil der flämischen Renaissance um 1500
Eichenholz geschnitzt
Höhe 40 cm
Dieses außergewöhnliche Engelspaar besteht aus zwei gelängten Figuren in ruhiger Haltung. Die bodenlangen Gewänder mit weiten Ärmeln und geradlinigen Längsfalten reflektieren eine zeitlose Eleganz. Stilistisch sind sie dem Stil des Utrechter Bildschnitzers Adriaen van Wesel zuzuordnen. Utrecht war im Mittelalter ein hochbedeutendes Kunstzentrum, das von den künstlerischen Werken dieses Bildhauers geprägt war.
Charakteristisch für die Figuren ist ein ovaler Kopf mit hoher Stirn, gerahmt von gewelltem, in der Mitte gescheiteltem, schulterlangem Haar. Scharfe Augenbrauengrate liegen über mandelförmigen, nur leicht geöffneten Augen mit prominenten Augenlidern, wobei diese durch den abgesenkten Blick betont werden. Die gelängte Nase mit geradem Nasenrücken sitzt über einem zu einem leichten Lächeln verzogenen Mund, abgerundet von einem kleinen Kinn. Die androgynen Figuren sind durch die Ausnehmungen für die ursprünglich separat eingesetzten Flügel an der Rückseite kenntlich. Ihre Gewänder zeigen eine eher zurückgenommene Draperie.
Das zusammengehörige Paar interagiert durch deren Gesten und Attribute: Einer der Engel hält den Schaft eines prunkvollen Kerzenständers, mit Blumendekor verziertem Fuß vor seinen Körper und wendet sich dem anderen Engel zu, welcher eine lange, gedrehte Kerze trägt. Sie sind wohl gerade im Begriff, die Kerze am Kerzenständer zu montieren und anzuzünden. Im Christentum symbolisiert die Kerze das Leben und das ewige Licht zeigt die Präsenz Gottes. Die Kerze kann auch als apotropäisches bzw. unheilabwehrendes Symbol gesehen werden. Hierbei handelt es sich nicht um die sonst typischen Leuchterengel, die selbst als Kerzenhalter fungieren, oder um häufig dargestellte, musizierende Engel. Dieses Engelspaar vollzieht gerade eine Handlung der Andacht, nämlich das Anzünden einer Kerze. Dadurch wird den Betrachtern eine sakrale Handlung vor Augen geführt, die diese wohl zur Nachahmung und zum andächtigen Gebet aufrufen soll.
Literatur:
W. Halsema-Kubes, G. Lemmens und Guido de Werd (Hrsg.), Adriaen van Wesel: een Utrechtse beeldhouwer uit de late middeleeuwen, Ausstellungskatalog des Rijksmuseum, Amsterdam 1980.
R. Karrenbrock, Unbekannte Werke des Utrechter Bildhauers Adriaen van Wesel, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 3, 1994, S. 336-346.
J. Leeuwenberg, Een nieuw facet aan de Utrechter beeldhouwkunst IV, in: Oud Holland 75, 1960, S. 105-205.
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