Mondsichelmadonna

Mondsichelmadonna
Schwäbisch/Tirol
Um 1510
Höhe 92 cm, mit Sockel 101 cm

Diese Madonnenfigur zeigt Maria als Himmelskönigin auf einer Mondsichel, ihr Kind im Arm haltend. Sie ist im roten Kleid mit goldenem Übergewand gezeigt, das blaues Innenfutter hat. Auf ihrem Kopf trägt sie eine hohe gotische Krone geschmückt mit Kreuzblumen, einem typisch gotischen Dekorelement. Darunter tritt ihr wallendes Haar hervor, das an den Seiten in langen Strähnen herabfällt. In der rechten Hand hält sie einen Apfel, der als Fruchtbarkeitssymbol gedeutet werden kann; mit der anderen Hand drückt sie ihren Sohn an sich. Das nackte Jesuskind hat die rechte Hand wohl im Verkündigungsgestus erhoben und packt mit der linken Hand das Kopftuch der Mutter. Hierbei wird die menschliche Seite Jesus Christi betont. Die zu Voluten gedrehten Haarlöckchen sind ebenfalls typisch für die Gotik. Die ausladende Schüsselfalte, auf der das Kind sitzt, lenkt den Blick des Betrachters zusätzlich auf Jesus. Darunter fällt der Mantel in kleingliedrigen Faltenkonfigurationen und einer diagonalen Falte zum Boden herab. Die markante Schüsselfalte findet auch ihren Gegenpol am Saum des Mantels, der über einen Zacken der Mondsichel drapiert ist und eine ähnlich halbrunde Form annimmt. Darunter kommt ein beturbantes Gesicht zum Vorschein, das wohl ursprünglich silbern gefasst war. Dieses könnte sich auf die Offenbarung des Johannes beziehen oder auch, wie im Volksmund vielfach wiederholt, das Gesicht des Bildschnitzers darstellen. Bei dieser wunderbaren Skulptur handelt es sich um ein typisch spätgotisches, hochqualitatives Objekt, das wohl im schwäbischen oder tirolerischen Raum geschnitzt wurde.

Literatur:
Erich Egg, Gotik in Tirol. Die Flügelaltäre, Innsbruck 1985.