Jean-Honoré Fragonard
Grasse 1732 – 1806 Paris, Umkreis
Studie eines Puttos
Öl auf Papier
20,5 x 18,5 cm, mit Rahmen 25 x 23 cm
Rückseitig bezeichnet
Diese liebliche Studie eines Puttos ist ein wunderbares Exemplar eines hochqualitativen Rokokobildes, das durch seine Leuchtkraft und feine Pinselführung besticht. Der nackte Knabe ist im Dreiviertelprofil gezeigt und blickt entrückt am Betrachter vorbei. Die wulstigen Ärmchen sind wie im spielerischen Tanz erhoben. Kecke rotgoldene Löckchen rahmen das pausbäckige Gesicht. Virtuos sind die pinken Farbakzente des wohlgeformten Ohres, der Augenlider, der kleine Stupsnase und des leicht geöffneten Mundes gehalten. Das Inkarnat wird weiters durch blaustichige Farbnuancen und Weißhöhungen belebt. Ein pastelliger Kontrast ist das sanfte Blau des Hintergrundes. Betrachtet man die Pinselführung näher, so ist ein lockerer Duktus erkennbar, der grob-expressive Pinselstriche und eine präzis-zarte Linienführung abwechselt. Dies offenbart sich besonders in den bewegten Lichtakzenten des Haupthaares sowie in der weichen Wiedergabe der Hautpartien.
Der Putto hat nicht die übliche wächserne Porzellanhaut der Rokokomalerei, sondern ist regelrecht zum Leben erweckt und sprüht vor kindlichem Elan. Diese Malweise ist typisch für den Umkreis des französischen Meistermalers des Rokoko, Jean-Honoré Fragonard, der sich in der Ausführung der Figuren von seinem Lehrmeister François Bouchers abwandte bzw. dessen Malstil erweiterte. Gerne zeigte dieser auch seine Figuren im Dreiviertelprofil und versah die Figuren mit einer lebendigen Ausstrahlung durch stark gerötete Gesichter. Er verstand es außerdem, durch ausdrucksstarke Gesten den weltlichen Trubel darzustellen. Auch typisch sind die dunkelbraunen Umrisslinien, die bei Hautpartien, welche im Schatten liegen, sehr dick gezogen sind und so die Plastizität der Figur besonders hervorheben. Als Vergleich kann das Gemälde „Les Baigneuses“ von 1765-70 (Louvre MI 1055) herangezogen werden, welches eine Badende in einer ähnlichen Pose zeigt. Weiters ist das Bildthema verwandt mit dem Gemälde „Der Fortschritt der Liebe: Die Liebe, die eine Taube verfolgt“ um 1790/91 (The Frick Collection 1915.1.52): Hier verfolgt ein kleiner Amor mit ähnlicher Gesichtsphysiognomie eine Taube. Dennoch ist die hier vorgestellte Studie feiner und leuchtender ausgeführt und zeugt von einer bezaubernden Eleganz.
Literatur:
Jean-Pierre Cuzin, Fragonard. Leben und Werk, Œuvre-Katalog der Gemälde, München 1988.
David Wildenstein (Hrsg.), Das Gesamtwerk von Fragonard. Kunstkreis, Luzern 1976.
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